„Und wie ist das bei dir?“ - Ein Gespräch über Kunst, Coaching und den Mut, sich zu zeigen
- atelier26caspar

- 31. Okt.
- 3 Min. Lesezeit
In meinen Workshops stelle ich viele Fragen. Fragen, die einladen, innezuhalten, genauer hinzuschauen und offen zu werden für das, was gerade wirklich da ist.
Nach einem Workshop im September drehte eine Teilnehmerin plötzlich den Spieß um, lehnte sich zurück, lächelte und sagte:
„Du hast uns jetzt den ganzen Tag mit wertvollen Fragen begleitet – jetzt bist du mal dran: Wie ist das eigentlich bei dir?“
Es stimmt ja: Die Fragen, die ich stelle, stellen sich letztlich auch mir. Also habe ich geantwortet. Und weil diese Fragen vermutlich auch andere interessieren, teile ich das Gespräch hier.

„Wie bist du eigentlich hier gelandet?“
Mein beruflicher Weg hat zwei Wurzeln: die künstlerische Praxis und die Arbeit mit Menschen. Ich komme ursprünglich aus dem öffentlichen Beratungsfeld, mit einer akademischen Qualifikation und langjähriger Erfahrung in Fallbegleitung und Entwicklungsprozessen. Parallel dazu habe ich Malerei an einer freien Kunstschule studiert und mich in kunstpädagogischen und begleitenden Verfahren weitergebildet.
Für mich hat das nie im Widerspruch gestanden. Kunst ermöglicht Tiefe, Wahrnehmung und Ausdruck. Begleitung sorgt für Struktur, Klarheit und Verantwortung im Prozess.
Linke Gehirnhälfte trifft rechte Gehirnhälfte – und beide beschließen, zusammenzuarbeiten.
So bin ich hier gelandet: in einem Atelier, das genauso sehr Denk- und Fühlraum ist wie Werkraum.

„Was verbindet Kunst und Coaching für dich?“
Kurz gesagt: Wahrnehmung und Präsenz.
Kunst beginnt damit, wahrzunehmen, statt sofort zu bewerten. Coaching auch. In beiden Räumen geht es darum, mit dem Moment in Kontakt zu kommen, Unsicherheit auszuhalten und innere Bewegungen sichtbar werden zu lassen — ohne den Anspruch, sofort eine Lösung zu haben. Und manchmal ist etwas erst einmal fremd. Das ist völlig normal, wenn sich innerlich etwas bewegt.
„Du gibst selten fertige Antworten. Warum?“
Weil ich nicht an fertige Antworten glaube, sondern an Erfahrungen.
Ich begleite Menschen dabei, ihre eigenen Antworten zu finden — durch Material, durch Körper, durch Sprache, durch Wahrnehmung. Ich gebe Struktur, Impulse, manchmal mit Humor. Aber die Erkenntnisse entstehen auf der anderen Seite. Genau da, wo sie hingehören.
„Hast du einen Leitsatz für deine Arbeit?“
Ja. Und er begleitet mich inzwischen fast wie eine innere Orientierungslinie:
Ich arbeite dort, wo künstlerische Prozesse zu innerer Klarheit, Präsenz und Ausdruck führen — für Einzelne, Gruppen und in meiner eigenen künstlerischen Arbeit.
Das beschreibt ziemlich genau, wo ich mich am wohlsten fühle.

„Und wie sieht deine eigene künstlerische Arbeit aus?“
Sie ist mein Labor und mein Zuhause.
Ich arbeite mit Ton, Collage, Mixed Media und unterschiedlichen Farben — mal experimentierend, mal reduziert. Manchmal entsteht etwas Lautes, manchmal etwas sehr Leises. Manchmal geht etwas auf, manchmal muss es einfach liegen bleiben und weiterreifen. Alles, was ich in meinen Workshops anrege, lebe ich selbst auch. Das schafft Fairness und Glaubwürdigkeit — und es hält mich wach.
„Was gibt dir dieser Weg?“
Freiheit. Tiefe. Verbundenheit. Und ab und zu sehr bunte Hände.
„Und was wünschst du dir für die nächsten Monate?“
Dass das Atelier weiter ein Ort bleibt, an dem Menschen nicht funktionieren müssen, sondern sein dürfen. Wo Kunst als Erfahrungsraum wirkt. Wo man ausprobieren kann, ohne Ergebnisdruck. Wo Entwicklung nicht schwer sein muss, sondern ehrlich, klar und manchmal sogar spielerisch. Ich freue mich über jede Person, die reinkommt und sagt:
„Okay. Ich probiere das jetzt mal.“

Wenn du noch weitere Fragen hast, schreib mir gerne.
Und wenn du neugierig bist, wie das im direkten Erleben ist — komm vorbei. Ich freue mich darauf, dich hier zu sehen.
Herzlich, Elisabeth







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